Wer kennt das nicht? Hier ein Lauf, da ein Lauf und am schönsten ist es, wenn man überall dabei sein kann.
Mir ging es am Wochenende genauso. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Und so meldete ich mich zu zwei Halbmarathons an. Den einen wollte ich in Halle laufen, den anderen zum Sportscheck Nachtlauf in Erfurt.
Zum ersten Mal wurde der Nachtlauf auch über die 21 Kilometer angeboten, da sagt man doch nicht nein und nimmt den Petersberg auch vier Mal in Kauf. Und Halle – nun ja, Halle sollte mein erster Halbmarathon ohne Profil sein. Darauf hatte ich schon lange richtig Lust. Nachdem mich jedoch alle für verrückt erklärten und mir die Trainer ganz dringend davon abgeraten haben, wechselte ich die Distanz des Nachtlaufs. Ich entschied mich für die fünf Kilometer. Dabei sein ist alles, egal welche Strecke, redete ich mir ein. 🙂
Am Samstag war es dann endlich so weit. Wieder einmal stand ich auf dem Petersberg und beobachtete alle fleißigen Helfer. Ich war, wie im letzten Jahr auch, schon sehr zeitig dort, weil ich gemeinsam mit Nathalie und Mine nach Erfurt aufgebrochen bin. Das Wetter war alles andere als angenehm. Es war nass, kalt und dazu auch noch windig. Keine guten Bedingungen um kurz vor dem Marathon einen Lauf auf glattem Kopfsteinpflaster zu wagen.
Alles sah ganz klar danach aus, dass es ein wirklich ruhiger Lauf wird. Marcel (#StiftungWadentest) und ich planten etwa nach 28 Minuten ins Ziel zu kommen. Mit dabei war auch Micha, ein Bekannter, mit dem ich mich gemeinsam durch den ein oder anderen Lauftreff quälte. 🙂 Wir feuerten noch kurz die Kids an, die die 2,3 Kilometer Runde hinter sich gebracht hatten und machten uns auf den Weg zum Start. Pünktlich 20.30 Uhr ging es dann auch schon los.
Micha war gleich kurz nach dem Start weg. Er wollte nach etwa 21 Minuten im Ziel sein. Wie erwartet starteten wir auch gleich mit einem hohen Tempo. „Wir laufen gerade mit einer vierer Pace!“ rief mir Marcel zu. „Ach komm, es geht bergab! Ist doch klar. Ein Stück noch, dann machen wir ruhiger.“ Und so ging es immer weiter. Ich konnte einfach nicht wirklich langsamer. Ich kannte die Strecke und wusste immer, dass es eigentlich nicht mehr weit ist. Also lief ich weiter. Marcel nahm etwa nach der Hälfte ein bisschen Tempo raus, weshalb wir dann doch getrennt liefen. Die Zeit verging wie im Flug und ratz fatz lief ich an Nattchen und Mine vorbei, die am Pullmann-Hotel wieder ihr Bestes gaben. Und dann war es auch schon so weit. Vor mir lag die einzige Hürde – der berüchtigte Petersberg. Den Blick immer nach oben nahm ich ihn in Angriff. Auf dem Weg lief ich an meiner Freundin Wendy vorbei, die mich fleißig anfeuerte. „Ich bin zu schnell!“ rief ich ihr zu. Weiter ging es, vorbei an der Band und an den zahlreichen Zuschauern, die sich an der Strecke viel Mühe gaben und mir nochmal einen ordentlichen Motivationsschub verpassten. Tja, und dann, dann war ich auch plötzlich schon im Ziel. Nach 22:44 Minuten hatte ich es geschafft.
Ich war sehr überrascht. Das Ganze kam mir so einfach vor. Es war mein Tag. Hätte ich das geahnt, hätte ich noch mehr Gas gegeben. In diesem Jahr gab es auch zum ersten Mal eine Medaille, über die ich mich sehr freute. Im Zielbereich traf ich auch gleich Micha, der überrascht war, dass ich schon da bin…und siehe da, kurz nach mir lief auch schon Marcel ins Ziel.
Etwa 30 Minuten später verfolgten wir gespannt den Start der 10 Kilometer-Läufer. Viele Freunde und Bekannte tümmelten sich im Starterfeld, doch ich erkannt in der Masse einfach keinen. Erst auf als sie ihre erste Runde fast hinter sich hatten und sich den Petersberg hinauf kämpften, entdeckte ich jeden einzelnen von ihnen und konnte auch jetzt als Zuschauer mein Bestes geben. In der Zwischenzeit goss es wie aus Eimern. Das war nun echt nicht fair. Doch die Stimmung blieb bis zum Schluss richtig gut.
Ich konnte den Blick auf die genaue Zeit und die Platzierungen kaum erwarten. Und wie gewohnt, konnte man sich auf mika-timing verlassen und die Zeiten schon wenige Minuten nach dem Lauf abrufen. Ich sag euch, war das ein geniales Gefühl, als die Seite hochgeladen war und ich ganz oben auf Platz 1 meinen Namen lesen konnte. Ich hatte es geschafft 36 Frauen in meiner Altersklasse hinter mir zu lassen.
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker bereits 6.15 Uhr. Der Grund dafür war der Halbmarathon in Halle. War ich müde. Ich hatte nach weniger als sechs Stunden Schlaf eigentlich überhaupt keine Lust aufzustehen. Doch es nützte ja nichts. 7.30 Uhr sollte ich in Sondershausen sein, wo ich mich mit den Läufern der #StiftungWadentest verabredet hatte. Zum Glück hatte ich meine Tasche längst fertig, Makeup muss man an so einem Tag auch nicht auftragen und mein Frühstücksshake war auch schon ziemlich gut vorbereitet. Ich konnte den Tag also einigermaßen ruhig und stressfrei beginnen.
Super pünktlich stand ich am vereinbarten Treffpunkt, von wo aus wir dann Richtung Halle aufbrachen. Stück für Stück sammelten wir alle weiteren Mitläufer ein und kamen dann knapp zwei Stunden vor dem Startschuss in Halle an. Und auch hier war das Wetter alles andere als gut. Vom Parkhaus machten wir uns auf die Suche nach unseren Startunterlagen. Diese fanden wir in der Stadthalle, in der sich bereits viele Läufer tummelten. Wir lagen gut in der Zeit und konnten so in aller Ruhe zurück zum Parkhause gehen, um uns auf den Lauf vorzubereiten. In der Zwischenzeit fing es nun auch richtig an zu regnen. Was für ein Mist! Und da die Wegbeschreibung nicht unbedingt die Beste war, brauchten wir einige Zeit, bis wir die Räumlichkeiten fanden, an denen wir unser Gepäck abgeben konnten. Wir waren bereits jetzt klitsch nass.
Das Startfeld war nun schon gut gefüllt, weshalb wir keine andere Wahl hatten, als uns einfach dazwischen zu quetschen. Wir waren fünf Läufer. Ich wollte als Einzige auf Tempo laufen. Der Rest entschloss sich, nach etwa 2:06 Stunden das Ziel zu erreichen. Folglich trennten sich unsere Wege gleich nach dem Start. Nach etwa 100 Metern erkannte ich, dass Andy neben mir lief. „Ich dachte ihr wollt ruhig laufen?“ fragte ich ihn. „Ach, ich versuche erst mal an dir dran zu bleiben.“
Gemeinsam machten wir uns also auf den Weg. Die ersten Kilometer waren wir viel zu schnell. Teilweise liefen 4:30 Minuten. Ich wusste, dass ich das Tempo nicht halten konnte. Doch so lange es geht, behalten wir es einfach bei. Der Streckenverlauf war für mich sehr verwirrend. Immer wieder sahen wir Läufer in andere Richtungen laufen oder aus anderen Richtungen kommen. Wir liefen durch Parks entlang an der Saale und überquerten diese einige Male. Ich verstand das System nicht…musste ich ja eigentlich auch nicht. Die ersten 8 Kilometer liefen wir weg wie nichts. Die Pace um die fünf Minuten hatte sich in der Zwischenzeit so ziemlich durchgesetzt. Ich traute meinen Augen kaum, als ich auf meine Uhr blickte und sie mir anzeigte, dass ich nur noch 13,7 Kilometer laufen muss.
Die nächsten Kilometer liefen wir in etwa weiter wie bisher…doch nach dem 13. Kilometer spürte ich, dass ich anfing abzubauen. Meine Oberschenkel ließen mich die Kälte spüren. Ich brauchte einen Iso um wieder etwas fitter zu werden. Das hatte zum Glück auch gepasst.
Wir konnten das Tempo weiter auf einem hohen Level halten und lagen nun etwa bei 5:05 Minuten pro Kilometer. Immer noch gut und ausreichend um das Ziel vor 1:50 Stunden zu erreichen. Aber es wurde schwerer. Ich hatte seit einer Ewigkeit kein Seitenstechen mehr. Doch nach rund 16 Kilometern spürte ich einen leichten Hauch davon. Es wäre doch aber totaler Quatsch so kurz vor dem Ziel langsamer zu werden. Also kämpften wir weiter. Andy fragte mich, ob wir am Ende sprinten wollen. „NEIN. Dafür reicht meine Kraft nicht aus. Du musst aber nicht auf mich warten.“ teilte ich ihm irgendwie mit.
Schließlich waren wir wieder auf der Strecke, auf der wir den Wettkampf begonnen hatten. Leider spürten wir das leichte Gefälle. Außerdem wollte die Straße einfach kein Ende nehmen.
Wir müssen es gleich geschaffte haben… Und dann war es endlich so weit. Ich sah die Polizei an der Straßensperre stehen und wusste, dass es dort zurück in die Innenstadt und damit zum Ziel geht. An dieser Stelle lief es sich auch wieder wie von Zauberhand. Keine schweren Beine und Kraft ohne Ende…weshalb wir einen ordentlichen abschließenden Sprint auf den Asphalt bzw. das Pflaster zauberten. Mit flotten Füßen liefen wir am Publikum vorbei und kamen glücklich nach 1:49:31 Stunden im Ziel an. Ich glaube ohne Andy, wäre ich nicht in der Zeit geblieben. 🙂
Stolz nahmen wir unsere Medaillen für die Sammlung entgegen, schnappten uns etwas zu trinken und leckere Pfannkuchen und machten uns auf den Weg zu unseren warmen und trockenen Sachen. Einige Minuten später standen wir auch schon wieder an der Strecke, denn wir wollten die anderen beim Zieleinlauf sehen. Allerdings hatten wir sie verpasst, denn mit einer Zeit von 2:04 Stunden, waren sie dann doch etwas zu schnell für uns im Ziel.
Zu Hause angekommen musste ich erstmal schauen, wie die Platzierung aussieht. Und auch in Halle habe ich es unter die besten drei in meiner Altersklasse geschafft und konnte so 31 Frauen in meiner AK hinter mir lassen.
Abschließend muss ich sagen – es war ein tolles Wochenende. Lange hatte ich überlegt, wie ich es richtig mache. Und im Nachhinein muss ich zugeben, so war es der richtige Weg. Ich habe beide Läufe gut durchgehalten und gute Zeiten erzielt.
Die Ergebnisse vom Nachtlauf in Erfurt und vom Halbmarathon in Halle findet ihr online 🙂