Wie ist das nun eigentlich mit dem Sport in der Schwangerschaft?

Es gibt eigentlich kaum einen Eintrag einer werdenden Mama, die sich in sportlicher Pose zeigt, der in den sozialen Netzwerken (vor allem auf Facebook), nicht auch mit negativen Kommentaren zugeschüttet wird.
Sei es in Laufgruppen oder anderen Fitnessgruppen. Die Bereitschaft negative Kommentare zu verfassen und die Schwangeren zu beschimpfen und zu kritisieren ist leider sehr hoch.

Deshalb hier – ein paar Fakten…

Glaubt man der aktuellen Forschung und zahlreichen Studien, ist man lange weg von der Einstellung, dass sich werdende Mütter ausgiebig schonen und ihre gewohnten Bewegungsabläufe radikal einschränken müssen. An dieser Stelle rede ich von Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft intensiv Sport getrieben haben. Selbst Leistungssportlerinnen trainieren oft auf einem sehr hohen Niveau weiter.

Unterstützt wird diese Entwicklung unter anderem von einer aktuellen Studie der Johns Hopkins University, wonach selbst ein intensives Training keine negativen Auswirkungen auf das Ungeborene oder den Verlauf der Schwangerschaft hat.

Wer dabei ein paar einfache Regeln beachtet kann bis zur Geburt nicht nur sich, sondern auch gleich sein Baby fit halten.

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Beginnen wir mit dem Wichtigsten – dem Baby im Bauch!

Egal was wir machen, wie und wo wir Mamis uns bewegen, das Baby im Bauch macht mit. Nun fragen sich sicher viele, welche Auswirkungen das Training auf den kleinen Bauchbewohner hat. In einem Interview mit Spiegel erklärt die Diplom-Psychologin Marion Suplrizio, Leiterin des Informationsportal „Sport und Schwangerschaft“ der Deutschen Sporthochschule Köln, dass die normale Herzfrequenz des Ungeborenen bei 140 Schlägen pro Minute liegt. „In einer Studie wurde festgestellt, dass der Babypuls nach der Belastung der Mutter im Schnitt bei 160 liegt, sich aber relativ schnell wieder beruhigt. Im Prinzip macht das Kind also eine kleine Trainingseinheit mit.“

Fakt ist, was lange als gefährlich für unsere ungeborenen Gäste galt, wird in der Zwischenzeit längst als sinnvoll und wichtig gesehen und sogar empfohlen.

Die Gründe dafür sind sehr vielseitig, liegen aber eigentlich klar auf der Hand:

Durch das fortführen des Trainings verringert sich die Gewichtszunahme unter der Schwangerschaft, Schwangerschaftsdepressionen treten weniger auf, das Risiko an einer Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken geht zurück, Rückenbeschwerden wird vorgebeugt oder gehen zurück, außerdem werden Wassereinlagerungen geringer – die werdende Mama ist rundum fitter.

Vorausgesetzt natürlich immer, dass es dem Baby und der Mama gut geht.

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Was es allerdings zu beachten gilt…

Walking, Radfahren, Schwimmen…das zählt alles zu moderatem Ausdauersport, was absolut zu empfehlen ist. Aber auch Yoga, Pilates und leichtes Krafttraining sind Sportarten, die ohne schlechtes Gewissen durchgeführt werden können. Es spricht sogar auch rein gar nichts gegen ein kleines Workout für den Bauch. Im Gegenteil – die Bauch und Beckenbodenmuskulatur während, insbesondere aber auch nach der Schwangerschaft zu stärken, ist sogar sehr zu empfehlen.

Was jedoch beachtet werden sollte (!!!) – nach der 20. Schwangerschaftwoche, sollten diese Muskelgruppen nicht mehr dynamisch sondern statisch trainiert und belastet werden. Das heißt, statt Crunches und Situps müssen Halte- und Stabilitätsübungen durchgeführt werden. Man sollte also Übungen wählen, bei denen die Bauchmuskulatur durch reines Anspannen trainiert wird. Die seitliche und schräge Bauchmuskulatur darf und kann wie gewohnt weiter geformt und trainiert werden.

Was am Ende der Bauch der werdenden Mama zulässt liegt aber ganz daran wie fit die Schwangere ist und wie sie damit zurechtkommt. Sportliche Mamis dürfen sich ruhig intensiver belasten. So dürfen gewohnte Laufrunden gedreht, das Volleyballspielen fortgeführt und der Stepkurs weiter besucht werden. Wir dürfen weiter schwitzen und unseren Körper diese gewohnte Belastung auch zumuten.

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Schwangere Mütter, die allerdings gerade erst begonnen haben Sport zu treiben, sollten jedoch Sportarten mit hohen Aufprallkräften und Sprüngen meiden. Auch Sportarten in denen sie auf „Gegner“ treffen, sollten gemieden werden.

Sportarten, die Grundsätzlich ein sehr hohes Verletzungsrisiko mit sich bringen sollte jedoch von Sporterfahrenen genauso gemieden werden, wie von Neueinsteigerinnen. Dazu zählt man zum Beispiel das Skifahren, Reiten, Kampfsport und leider auch das Inlineskaten.

Aber auch hier muss jede Mama für sich entscheiden, wie sicher sie sich in dieser Sportart bewegt. In unserem Dorf ist eine werdende Mama ohne Probleme bis zum Ende ihrer Schwangerschaft geritten. Warum auch nicht, sie macht dies seit dem sie denken kann. Ich selbst stelle mich immer noch auf meine Skates, denn ich auf diesen entscheide allein ich, wie schnell ich fahre, welche Wege ich bevorzuge… Es kann niemand einwirken und mich verletzen, wie es beispielsweise im Kampfsport oder auf der Skipiste ist. Allerdings ist auch bei noch so erfahrenen und vorsichtigen Fahrerinnen kein Sturz ausgeschlossen, darüber sollte man sich immer im Klaren sein.

Doch wie es eben ist, bestimmt nicht nur die Fitness der Mutter das Training in der Schwangerschaft

Nicht jede Frau ist gleich und genauso wenig jede Schwangerschaft. Vielen werdenden Mamas vergeht zum Beispiel in den ersten Monaten die Lust am Sport. Der Grund – die tägliche Auseinandersetzung mit der Übelkeit. Doch nach dem dritten Monat ist dies meistens wieder im Grünen und so eigenen sich die Monate vier bis sechs besonders gut, um sich zu bewegen, zu reisen, einfach aktiv zu sein. Ist die Mama in dieser Zeit fit und fühlt sich wohl, sportelt es sich also recht gut.

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Jedoch sei  auch immer zu beachten, dass die Gelenke und Bänder durch das Schwangerschaftshormon Gestagen gelockert sind. Dieses Hormon macht das Becken flexibler und bereitet es so auf die Geburt vor. Eine gute Sache der Natur. Für uns Mamas heißt das aber auch, dass wir vorsichtiger sein müssen, weil einfach der gesamte Bewegungsapparat instabiler und damit verletzungsanfälliger ist. Die richtigen Schuhe und die passende Ausrüstung sind also besonders wichtig.

Spätestens im letzten Schwangerschaftsdrittel sorgen dann aber wieder ganz andere Gründe dafür, dass der Umfang reduziert wird. Der Bauchumfang wächst und das Ungeborene wird größer und schwerer. Dies führt natürlich zu einer starken Mehrbelastung für die Mutter. So kommt es häufig vor, dass nach dem Training die Knie brennen oder das Becken (vor allem die Symphyse) schmerzt. Läuferinnen wechseln dann am besten das Tempo und den Laufstil. Man sieht sie dann häufiger walken statt laufen 🙂

Radfahren, schwimmen und Auqajogging sind jedoch Ausdauersportarten, die einen Teil des Körpergewichts abnehmen und somit häufig bis zum Schluss durchgeführt werden können.

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Und zum Schluss – bleibt noch die Geburt

Es wurde längst belegt, dass es ein Märchen ist, dass Sportlerinnen eine schwierigere Geburt erleben als Frauen, die keinen Sport treiben. Mamas, die in der Schwangerschaft auf ausreichend Bewegung achten bringen häufig Kinder zur Welt, die weniger groß und dick sind, was die Geburt natürlich erleichtert.
Außerdem ist eine Geburt immer eine Höchstleistung, auf die trainierte Frauen natürlich besser vorbereitet sind als untrainierte.

„In einer Studie konnten wir zeigen, dass sportliche Frauen nicht weniger Schmerzen dabei haben, aber weniger Schmerzmittel sowie geburtshelfende Eingriffe benötigen und zudem die körperliche Anstrengung besser wegstecken.“ weiß Marion Sulprizio.


Man muss am Ende aber immer selbst entscheiden und wissen wie man sich während der Schwangerschaft fit hält

Es gibt, wie man merkt keine klare Linie, die wir gehen können. Es wird immer Unterschiede geben. Von Frau zu Frau, von Kind zu Kind und natürlich von Schwangerschaft zu Schwangerschaft.

Während ich bei meiner ersten Tochter komplett auf das Laufen verzichtete, habe ich es in dieser Schwangerschaft bis zur 30. Woche durchziehen können. Die Große wurde zu diesem Zeitpunkt als zu klein gemessen, was eine Schonung hervorrief. Das ist dieses Mal zum Glück nicht der Fall. Das Gummibärchen wächst und gedeiht, ist zwar schlank aber sehr fit und läuft gut zwischen unterer und mittlerer Perzentile. Doch auch dieses Mal wird nach der 30. Woche der Schongang eingelegt.

Wir werden nun auch walkend statt laufend und mehr auf dem Rad oder im Schwimmbad unterwegs sein, als in den letzten Wochen und Monaten.

Man merkt selbst am besten, wann der Punkt erreicht ist, an dem man das Pensum verringert und wie in den Zeilen weiter oben schon geschrieben, setzt man sich mit dieser Verringerung häufig in den letzten Wochen vor der Geburt auseinander.

Ich bin sehr glücklich, froh und dankbar, dass ich bis jetzt meine große Leidenschaft – das Laufen, weiter führen konnte und freue mich schon wie verrückt auf die erste Tour mit Kinderwagen IN LAUFSCHUHEN. Doch jetzt startet erst einmal meine kleine Laufpause 🙂

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Was ich noch loswerden wollte…

Ich wünsche mir, dass auch alle Kritiker so ehrlich sind und einfach mal einsehen, dass es ein generelles DAS IST NICHT GUT FÜR EINE SCHWANGERE nicht gibt. Ihr wisst nicht, was der Mama gut tut und was nicht. Also nehmt euch doch einfach einmal zurück. Lasst den Muttis, die ohnehin in den Wochen der Schwangerschaft auf Vieles verzichten müssen, wollen und dürfen, doch das was sie können und gern machen – ihren Sport! In einem Umfang, den sie sich selbst wählen und leisten können.

Hört doch einfach auf euren Unmut, vielleicht teilweise euren Neid oder einfach nur die Lust des Meckerns an den Frauen auszulassen, die einfach auch während der Schwangerschaft stark und am Ball bleiben wollen.

So, fertig 🙂

Achso, viele Anregungen und Informationen zu diesem Bericht habe ich nach langer Recherche im Internet auf SpiegelOnline gefunden.

 

 

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