Während eines Triathlons ist man 40 Kilometer auf dem Rad unterwegs…das ist nicht wirklich weit, trotzdem sollte man sich darauf vorbereiten.
In Vorbereitung auf unseren ersten Triathlon im Juli in Hamburg, haben wir uns bereits Anfang des Jahres in den Kopf gesetzt eine längere Radtour zu planen. Wir wollten versuchen über ein verlängertes Wochenende möglichst viele Kilometer zu planen, dabei allerdings auch den Urlaubscharakter und ein wenig Erholung nicht vergessen.
Schnell hatte ich den Ostsee-Radweg im Kopf. Dieser beginnt in Flensburg und endet in Ahlbeck auf Usedom. Ohne die Insel Rügen kommt er in Etwa auf eine Länge von 800 Kilometern.
Auf der Insel Fehmarn findet jährlich im Juni ein Marathon statt. Also stand ebenfalls ziemlich schnell fest, dass der Radurlaub gleich mit dem Marathon verbunden werden soll. Damit war also das Datum festgelegt und die grobe Richtung bestimmt. Jetzt mussten wir nur noch überlegen, wie wir am einfachsten zur Ostsee kommen, von wo wir starten und wo die ganze Tour enden sollte.
Wir planten die Fahrt mit dem Zug bis nach Oldenburg in Holstein. Mit verschiedenen Regionalbahnen kann man sehr günstig reisen…dafür nimmt man auch mal mehrere Stunden Fahrt in Kauf. Es war unsere erste Reise mit den Rädern mit der Bahn, also wussten wir auch nicht, dass man Fahrräder extra buchen muss und dass man im IC für Fahrräder reservieren muss. Aber egal….
Am 05. Juni starteten wir morgens 6 Uhr in Wundersleben. Die erste kurze Strecke führte nach Straußfurt von wo aus unsere Reise mit dem Zug begann. Wir fuhren bis Wolkramshausen, wo wir in den Zug nach Leinefelde umstiegen. In Leinefelde hätten wir einfach nur in den Zug einsteigen müssen, der uns direkt gegenüber stand, aber irgendwie hatte ich mich verlesen und wir liefen zum falschen Gleis. Unser Anschlusszug fuhr ohne uns nach Göttingen. Für uns hieß das also umplanen…mit ein bisschen weiblichen Charme bekamen wir ein Schreiben, dass die Zugbindung aufhob, so dass wir ungehindert reisen konnten. So, wie es für uns am einfachsten war. Dadurch lernten wir nicht nur etwas über das Reisen mit der DB, sondern nutzten auch gleich die Verbindungen des Metronom.
Mit mehr als zwei Stunden Verspätung kamen wir schließlich kurz nach 17 Uhr in Oldenburg an. Dort mussten wir zunächst den Radweg finden. Es war recht einfach, doch dann folgten wir der Beschreibung eines Mannes, statt den Schildern und schon hatten wir uns ordentlich verfranzt. Irgendwann haben wir es dann aber geschafft und waren auf der richtigen Spur! Auf zur Insel Fehmarn.
Nach einer kurzen Pause in Heiligenhafen führte dir Tour über Großenbrode weiter hinauf. Kurz vor dem Sonnenuntergang erreichten wir die Fehmarnsundbrücke. Auf dieser war es mehr als nur ein bisschen windig und ich hatte zwischendurch echt kurz Angst, vor allem da man vor der Fahrt auf die Brücke eine Art Schranke passieren muss, auf der man deutlich darauf hingewiesen wird, dass das Befahren mit dem Rad auf eigene Gefahr erfolgt.
Auf der Insel angekommen, war die Stimmung dann schon etwas angeschlagen. Benny war leicht gereizt und hatte langsam den Hals voll. Aber es nützt ja nichts, wir müssen noch bis zum Campingplatz Wallnau, den wir dann etwa 21.30 Uhr erreicht haben. Wir waren seit mehr als 15 Stunden unterwegs – es war wirklich an der Zeit. Wir hatten Glück, dass das Restaurant bis 22 Uhr geöffnet hatte, so konnten wir uns noch schnell zwei Pizzen bestellen, die wir dann im Wohnwagen verspeisten.
Am nächsten Morgen stand erstmal der Marathon auf dem Programm. 42 Kilometer in zwei Runden sollten unter vier Stunden zurückgelegt werden. Auch dieser verlief super, den Beitrag dazu findet ihr hier:
Fehmarn-Marathon
Nach dem Lauf stiegen wir 15:30 Uhr wieder auf unsere Räder. Die Tour führte über die Inseln zurück nach Heiligenhafen. Ich fühlte mich eigentlich noch recht gut und hatte bislang keine Nachwehen vom Marathon.
Doch nachdem ich an unserer Pension von meinem Rad gestiegen bin und die Treppen zu unserem Zimmer hinauf laufen wollte, spürte ich plötzlich, dass es meinen Schienbeinen alles andere als gut geht. Die Schmerzen waren schrecklich und die Treppen schienen unendlich. Auf unserem Zimmer stellte ich mich sofort unter die warme Dusche, ich war recht durchgefroren. Die Schmerztabletten, die ich vor und während des Laufes genommen hatten hörten nun endgültig auf zu wirken. Ich konnte kaum noch gehen. Es war eine Qual. Frisch geduscht massierte ich die Beine gleich mit Voltaren und klebte anschließend neue Tapes. Mit starken Schmerzen und ganz langsamen Schritten machten wir uns auf den Weg zur Promenade, wo wir noch etwas essen wollten.
Am nächsten Morgen waren die Schmerzen immer noch unerträglich. Zum Glück sind wir mit den Rädern unterwegs und nicht zu Fuß. Ich konnte allerdings nicht auf Schmerzmittel verzichten. Zu stark waren die Beschwerden in den Schienbeinen. Die heutige Tour führte uns von Heiligenhafen nach Travemünde. Knapp 90 Kilometer standen auf dem Plan.
Nach den ersten 20 Kilometern legten wir eine kurze Pause am Kracksdorfstrand, ein schön ruhiger und leicht abgelegener Fleck an der Ostsee, ein.
Der Weg führte uns dann weiter Richtung Dahme. Der Weg wechselte zwischen wundervollen asphaltierten Küstenradwegen, Schotterwegen und Wegen weit ab der Küste. Teilweise kämpften wir mit starkem Gegenwind, der uns vor allem auf dem langen Damm zwischen Dahme und Grömitz zu schaffen machte. Nach diesen schwierigen Kilometern freuten wir uns dann endlich wieder auf gut ausgebauten Radwegen fahren zu können. Gegen 14:30 Uhr erreichten wir schließlich Grömitz, wo wir uns zum Mittag in einem kleinen italienischen Restaurant niedergelassen haben. Gut gestärkt brachen wir zeitnah wieder auf, bis Travemünde war es schließlich noch ein ganzes Stück.
Durch Grömitz kamen wir recht schnell, der Beschilderung in der Stadt konnten wir gut folgen. Allerdings haben wir uns kurz hinter Grömitz verfahren. Das offizielle Radwegschild führte uns rechter Hand weg von Bundesstraße…tja, aber nicht der offizielle Ostseeradweg. So entfernten wir uns von der Küste und fuhren über Schalshagen und Logeberg dann nördlich kommend nach Neustadt.
Dieser Kurort hat wirklich schöne Ecken. Zurück auf den Ostseeradweg zu finden fiel uns allerdings schwer. Da wir noch nicht all zu lange unterwegs waren und Travemünde längst nich in Sicht war, haben wir das schöne Panorama, das diese Stadt rund um den Hafen bot, leider nicht genossen und sind direkt weiter gefahren.
Es ging weiter Richtung Sierksdorf, wo wir endlich wieder in Küstennähe radeln durften. Bis zum Timmendorfer Strand führte der Radweg über gut asphaltierte Strecken, die sich komplett entlang der Ostsee zogen. Es war ein schönes Fahren – vorbei an kleinen Häfen, an Leuchttürmen, über Strandpromenaden, entlang von Naturschutzgebieten…es war toll und wir kamen hier echt super schnell vorwärts.
Gegen 17.30 Uhr erreichten wir schließlich den Timmendorfer Strand, wo wir auf einer Seebrücke ein leckeres Softeis verspeißten. Eine kleine Belohnung für die vielen Kilometer, die bereits hinter uns lagen 😉 Von hier aus war es schließlich nur noch ein Katzensprung bis Travemünde. Uns trennten nur noch etwa 10 Kilometer von unserer Unterkunft in Travemünde, die wir dann etwa 19:30 Uhr erreichten. Unsere Unterkunft „Hotel Lieblingsplatz, Meine Strandperle“ lag wirklich direkt an der Mündung der Trave. Große Kreuzfahrtschiffe, kleine Kutter oder Trannsportschiffe…alles fuhr direkt vor unserem Fenster von der Ostsee in die Trave oder umgekehrt. Wir waren begeistert. Auch sonst war das Hotel einfach wundervoll. Sehr liebevoll eingerichtet.
Nach einer heißen Dusche freuten wir uns auf einen schönen Ausklang des Tages im hoteleignen Restaurant, das im Vorgarten tolle Sitzgelegenheiten unter Heizpilzen bot, so dass wir direkt am Strand saßen und einfach alles genießen konnten.
Am nächsten Morgen brachen wir nach einem gesunden und langen Frühstück am Strand auf. Auf dem Plan standen 120 Kilometer bis Rostock. Wir hatten uns bereits am Vortag überlegt, dass wir in Wismar, nach etwa 70 Kilometern in die Bahn steigen und den Rest mit dem Zug fahren, im Falle das wir uns wieder verfahren und dadurch Zeit einbußen müssen. Heute durften wir auch nicht zu spät in der Unterkunft sein, da diese nur ein Check In bis 20 Uhr gestattet.
Die Tagesetappe starteten wir nach einem kurzen Fotoshooting am Leutchtturm. Es ging weiter Richtung Promenade….hier fühte der Wegweiser Richtung Wasser. Hm, das kann ja jetzt nicht sein. Wir dachten also, dass wir ein Stück entlang der Trave fahren müssen, bis wir zu einer Brücke kommen, über die wir die Trave überqueren können. Allerdings ist uns nach einigen Kilometern aufgefallen, dass wir nicht auf den Radweg kommen. Wir fuhren also zurück zum Hafen. Hier fiel es uns dann wie Schuppen von den Augen – natürlich, wie können die Trave nur mit einer Fähre überqueren, deshalb führte das Schild auch Richtung Wasser.
Als wir schlißelich Travemünde verließen führte uns der Weg entlang der Steilküste bis Boltenhagen. Dieser Streckenabschnitt war meist sehr gut asphaltiert…leider aber sehr sehr hügelig. Aber egal, wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab 🙂 Ich fand´s gar nicht so schlimm. Benny sah das jedoch ein bisschen anders und war sehr froh in Boltenhagen eine Rast einzulegen. Nachdem der erste Eiscafe mehr als ein Flop war, ließen wir uns in einer kleinen Eisdiele zwischen Park und Strand nieder.
Gut gestärkt machten wir uns kurze Zeit später wieder auf den Weg. Bis Wismar waren es noch knapp 30 Kilometer. Auf dem Weg entfernten wir uns hin und wieder von der Küste, fuhren aber an wunderschönen Mohnblumenfeldern vorbei.
Etwa 15 Uhr erreichten wir den Hafen von Wismar. Hier konnten wir nicht wiederstehen und kauften uns leckere frische Fischbrötchen. Nachdem wir den Kampf gegen die Möwen gewonnen hatten und es uns auf einer kleinen Mauer bequem gemacht hatten, stürtze vor uns eine Frau mit ihrem Fahrrad ins Wasser. Zum Glück konnte sie schwimmen und sich über die Leiter retten. Für ihr Fahrrad kam jedoch jede Hilfe zu spät, es ist sofort gesunken. Wir schenkten ihr unser Handtuch…in unseren Augen war dieses Ereignis kein gutes Zeichen, weshalb wir uns danach endgütig entschieden in den Zug zu steigen und die letzen 50 Kilometer bis Rostock mit der Bahn zu fahren.
Das war eine gute Entscheidung, denn etwa zwei Stunden später standen wir in Rostock vor unserer Unterkunft. Wir freuten uns auf ein kleines Abenteuer und die Übernachtung auf einem kleinen Schiff. Allerdings war uns das dann doch zu viel Abendteru. Das Schiff lag im Industriehafen mitten zwischen riesigen Kontainerschiffen. Es war laut, es gab keine Restaurants oder Bars in der Nähe…es war schrecklich. Zum Glück hatten wir über booking.com gebucht und ich konnte über die App auf meinem Handy schnell noch umbuchen. Wir entschieden uns für das Hotel Warnow, direkt am Flußufer. Dort angekommen freute sich der Eigentümer des Hotels, uns das letzte noch verfügbare Zimmer bereitzustellen. Die Suite – aber für den regulären Doppelzimmer Preis. Das war die Belohnung für unser verschenktes Handtuch 😉 Hier blieben wir, hier fühlten wir uns wohl und hier genossen wir den restlichen Abend und die letzte Nacht an der Ostsee.
Am nächsten Morgen genossen wir ein letztes wundervolles Frühstück mit Blick auf die Warnow. Anschließend machten wir uns auf dem Weg zum Bahnhof von wo aus wir Richtung Heimat aufbrachen.
18:30 Uhr trafen wir letztlich in Sömmerda am Bahnhof ein. Jetzt hieß es ein letztes Mal in die Pedale treten und die restlichen zehn Kilometer zurücklegen.
Insgesamt sind wir etwas über 300 Kilometer entlang der Ostsee geradelt. Es war ein tolles Erlebnis, sein Gepäck und sein Fahrgestell immer am Mann zu haben, sich jeden Abend auf eine neue Unterkunft zu freuen und einfach so viele schnöne Eindrücke zu sammeln. Wir werden solche Ausflüge künftig wiederholen – allerdings dabei auf die Deutsche Bahn verzichten!